, Habegger Marc

Keine CHF 764´000.00 für Luxuspausenraum bei der Gemeindeverwaltung.

Eigentlich hatte der Gemeinderat geplant, der Gemeindeversammlung im November 2021 einen Kredit über CHF 764´000.00 für einen neuen Pausenraum zu unterbreiten. Da sich aber die Geschäftsprüfungskommission (GPK) in Anbetracht des hohen Betrages ablehnend dazu geäussert hatte, wurde dieses Traktandum zurückgestellt.

Nun versucht es der Gemeinderat zusammen mit der Geschäftsleitung ein zweites Mal. Dies mit dem gleichen Vorschlag, ohne Anpassungen am Projekt vorgenommen zu haben – so als würde die Zeit die Probleme der hohen Investition lösen. Dabei trägt die Zeit gerade dazu bei, dass sogar Architekten davon sprechen, dass aktuell ein schlechter Zeitpunkt zum Bauen respektive Investieren sei. Die SVP Region Konolfingen lehnt dieses Traktandum für die Juni-Gemeindeversammlung ab.

Konkret geht es um die Absicht, den aktuell sehr kleinen Pausenraum im Gemeindehaus durch einen Erweiterungsbau ausserhalb zu ersetzen. Hierzu soll das direkt an das Gemeindehaus angrenzende und zur Bernstrasse hinstehende alte Feuerwehrmagazin umgebaut werden. Geplant ist ein Umbau des erhaltenswerten Baudenkmals zu einem Pausenraum für die Verwaltung inklusive einer wettergeschützten Verbindung zum Gemeindehaus hin. Die Kostenschätzung hierzu beläuft sich auf die eingangs erwähnten CHF 764´000.00.

Die SVP anerkennt die Notwendigkeit einer Vergrösserung der Pausenmöglichkeiten. Dies zum einen, da der Pausenraum im Gemeindehaus mit rund 17 m2 bereits von Beginn weg zu klein geplant wurde und anderseits, weil die Gemeindeverwaltung in den letzten Jahren personell stark gewachsen ist.

In Konolfingen stehen aber aktuell mit der Schulraumplanung (Neubau Hübeli, wie auch Erweiterung Oberstufenzentrum OSZ) Projekte an, welche die Gemeindefinanzen stark belasten werden. Gleiches gilt für andere Projekte, die der Öffentlichkeit dienen sollen. Beispielsweise die Belebung des Zentrums, der nötige ARA-Ersatz oder die Entwicklungsstrategie Inseli.

Bei diesen kommenden Grossinvestitionen ist die Unsicherheit gross, dass der Materialeinkauf erhebliche Mehrkosten verursachen kann und auch die Teuerung zu einer beachtlichen Baukostensteigerung beitragen kann. Der Gemeinderat wäre gut beraten, auf Luxusinvestitionen zu verzichten. Entsprechend lehnt die SVP die geplante Investition ab und fordert vom Gemeinderat eine Prüfung allfälliger Alternativen. Hierzu gehört beispielsweise die Überlegung, den Pausenraum zukünftig in der eigenen Immobilie Bernstrasse 1 unterzubringen, konkret in den aktuell von der Kantonspolizei genutzten Räumlichkeiten. Alternativ könnte auch geprüft werden, ob beispielsweise das Gemeinderatssitzungszimmer über den Mittag zur Verpflegung genutzt werden könnte. Auch eine Auslagerung des Sozialdienstes in das ehemalige Feuerwehrmagazin (Niesenstrasse 7) inkl. Sanierung der Liegenschaft wäre zu prüfen und hätte zumindest ein besseres Kosten-Nutzen-Verhältnis.

Schlussendlich ist aber auch zu berücksichtigen, dass die Schaffung von mehr physischen Arbeitsplätzen nicht dem aktuellen Zeitgeist entspricht. Die Privatwirtschaft baut auf Basis der Homeofficeerfahrungen während der Pandemie stetig Büroflächen ab. Deshalb ist es fragwürdig, wenn sich die Gemeindeverwaltung gegenteilig auf mehr Büroflächen einstellt und hierfür grosszügig öffentliche Gelder verplant.

Die SVP erwartet, dass bei jedem Geschäft stets mitberücksichtigt wird, ob man die Investition auch privat tätigen würde und empfiehlt der Bevölkerung das Geschäft an der Gemeindeversammlung vom 7. Juni 2022 abzulehnen. Dies weil das vorliegende Umbauprojekt und auch die dargestellten Varianten nicht überzeugen und verhältnismässig hohe Kosten verursachen. Stattdessen erwartet die SVP, dass der Gemeinderat eine neue Variante ausarbeitet. Konkret soll in Zusammenarbeit mit der Geschäftsleitung eine überzeugende Lösung entwickelt werden, die auch organisatorische Vorschläge beinhaltet – wie zum Beispiel die Nutzung der eigenen Räumlichkeiten in der Immobilie Bernstrasse 1 – anstelle der jetzt aufgeführten, ausschliesslichen Bauprojekten.

Wichtig: Die Gemeindeversammlung am 7.6.2022 beginnt um 19 Uhr auf dem Platz beim Gemeindehaus.

Stellungnahme der SVP zu den Begründungen unter Traktandum 3 in der Einladung für die Gemeindeversammlung.

Gemeinde Konolfingen schreibt: «Selbstverständlich liegt in Konolfingen ein grosses Angebot an Onlinemöglichkeiten vor, dennoch wird bei allen Abteilungen der persönliche Kontakt auf beiden Seiten geschätzt und ist unumgänglich. Gemäss einer aktuellen Analyse liegt das Einsparungspotenzial durch konsequentes Homeoffice lediglich bei zwei bis fünf Arbeitsplätzen, sofern die aktuellen Öffnungszeiten beibehalten werden.»

SVP: Homeofficemöglichkeiten gehören heute zu einer attraktiven Arbeitgebereigenschaft. Es sieht eher danach aus, dass das Arbeiten von Zuhause zu wenig unterstützt wird. Somit könnte dies der Grund sein, warum ungeachtet von Trends fast alle Mitarbeitenden im Gemeindehaus antreten. Weil davon auszugehen, dass 60 Mitarbeitende tagtäglich in persönlichem Kontakt mit Bürgerinnen und Bürgern stehen und somit eine dauernde Präsenz nötig ist, ist kaum realistisch.

Gemeinde Konolfingen schreibt: «Der aktuelle Pausenraum wird den heutigen Anforderungen nicht mehr gerecht und reduziert damit auch die Attraktivität der Gemeinde als Arbeitgeberin.»

SVP: In Anbetracht der Tatsache, dass heute grössere Unternehmungen Homeoffice generell in deren Stellenausschreibungen erwähnen, scheint diese Möglichkeit viel zur Attraktivität beizutragen. Entsprechend wäre es wichtiger, dies vermehrt zu fördern und damit zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Dagegen liest man selten, dass in Stellenausschreibungen die Quadratmeter des Pausenraums genannt werden oder eine Kündigung auf Basis der fehlenden Pausenraumfläche begründet wird.

Gemeinde Konolfingen schreibt: «Zudem wird beabsichtigt, das alte Feuerwehrmagazin der Öffentlichkeit und Vereinen für Anlässe zur Verfügung zu stellen – umso wichtiger ist eine freistehende Räumlichkeit losgelöst vom Gemeindehaus, welche über sanitäre Anlagen verfügt.» «Hinzu kommt, dass der Aufenthaltsraum zwischen den Abendsitzungen als Tapetenwechsel genutzt wird»

SVP: Hierbei ist davon auszugehen, dass dieses Argument mehr einem Lockvogelangebot gleichkommt als einer seriösen Begründung. Konolfingen bietet bereits im neuen Feuerwehrmagazin Platz für Sitzungen und Events. Zudem wird auch bei der Schulraumplanung mittels Aula dieses Argument ins Feld geführt. Sofern dieser neue Aufenthaltsraum dazu dienen soll, die von der Gemeinde erwähnte Möglichkeit des Tapetenwechsels zu garantieren, würde dies zudem eine möglichen Nutzung Dritter erschweren.

Gemeinde Konolfingen schreibt: «Mit der Umnutzung soll nicht ein Umbau der Extraklasse realisiert werden – sondern eine bestehende Liegenschaft so ertüchtigt werden, dass sie den heutigen Aufenthalts-Anforderungen entspricht und für die Bevölkerung ebenfalls ein Mehrwert resultiert.»

SVP: Was ein Umbau der Extraklasse ist oder nicht liegt selbstverständlich im Auge des Betrachters respektive der Betrachterin. Grundsätzlich ist aber festzuhalten, dass Konolfingen in den nächsten paar Jahren Ausgaben zu tätigen hat, die ohne Steuererhöhung kaum tragbar sein werden. Somit handelt es sich beim geplanten Luxuspausenraum aus unserer Perspektive zumindest um eine Investition der Extraklasse.